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Beratung im Bankenumfeld – ein Perspektivenwechsel

Veröffentlicht am: 28. Mai 2025

Von der Bank in die Beratung: Herausforderungen, Chancen und neue Blickwinkel

Der Wechsel von einer Linienfunktion im Bankensektor in die Unternehmensberatung ist ein spannender, aber herausfordernder Schritt – ein Schritt, der nicht nur neue fachliche Anforderungen mit sich bringt, sondern auch eine grundlegende Veränderung der eigenen Arbeitsweise und Denkweise erfordert. Plötzlich ist man nicht mehr derjenige, der langfristige Prozesse steuert, sondern derjenige, der schnelle, zielgerichtete Lösungen entwickeln muss. Doch genau darin liegt auch die Chance: Ein neuer Blickwinkel eröffnet neue Möglichkeiten. In diesem Beitrag reflektiere ich meine Erfahrungen und gebe Einblicke, worauf es ankommt, wenn man von einer bankinternen Managementfunktion in die Beratung wechselt. Dabei beleuchte ich zentrale Themen wie Mittelstandsberatung, die Unterschiede in der Kommunikation sowie die veränderte Erwartungshaltung im Management.

Von der Linienverantwortung zur Projektberatung – ein Paradigmenwechsel

In meiner bisherigen beruflichen Laufbahn habe ich in Banken verschiedene leitende Positionen bekleidet – von der Kreditabteilung über das Projekt- und Produktmanagement bis hin zum Multiprojekt- und Transformationsmanagement. Eine Linienfunktion bedeutet operative Verantwortung für ein Team, feste Prozesse und häufig langfristige Optimierungsaufgaben. In der Beratung hingegen steht die Nähe zum Projektergebnis im Vordergrund: Die Arbeit ist flexibler, kurzfristiger und erfordert eine schnelle Anpassung an neue Herausforderungen.

Was bedeutet das konkret?

  • Linientätigkeit: Langfristige Verantwortlichkeit, klare Hierarchien, Fokus auf interne Prozesse.
  • Beratung: Projektbasiertes Arbeiten, wechselnde Teams, hohe Erwartung an schnelle Lösungen und Ergebnisse.

Ein treffendes Bild für diese Umstellung ist die Verkehrsänderung in Schweden 1967, als das Land von Links- auf Rechtsverkehr umstellte: Plötzlich galten neue Spielregeln, und jeder Verkehrsteilnehmer musste sein Verhalten abrupt anpassen. Ähnlich verhält es sich beim Wechsel von einer Linienfunktion in die Beratung – bekannte Strukturen, Prozesse und Entscheidungswege werden auf den Kopf gestellt und es gilt, sich schnell in einer neuen, dynamischen Umgebung einzufinden.

Beratungsansätze und strategische Lösungen

Viele Banken sind es gewohnt, Berater als Produktanbieter zu betrachten – sei es für Softwarelösungen, Risikomanagement oder Regulierungsfragen. Doch Beratung geht weit darüber hinaus. Hier steht die Entwicklung langfristig nutzenstiftender Lösungen im Vordergrund.

Wichtige Unterschiede:

  • Bankinterne Lösungen sind oft auf naheliegende Kostenreduktionen fokussiert, mit starker operativer Wirkung.
  • Beratung verfolgt daneben eine Sichtweise, die auf übergreifende und langfristige Potenziale abzielt.

Hier müssen Berater aktiv den Perspektivwechsel vermitteln: Ein Beispiel hierfür ist die Einführung agiler Methoden in einer traditionell strukturierten Bank. Während das Management häufig abteilungsintern Effizienzsteigerungen erwartet, sind Mitarbeiter oft skeptisch gegenüber neuen Arbeitsweisen. Ein Berater kann durch gezielte Workshops und Change-Management-Ansätze aufzeigen, wie agile Methoden nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch bereichsübergreifend die Innovationskraft fördern. Dies verdeutlicht, dass erfolgreiche Beratung nicht nur strategische Lösungen bietet; vielmehr begleitet sie auch deren Akzeptanz und Umsetzung. Somit nicht nur Effizienzgewinne, aber auch Wachstumschancen identifizieren – ein Bereich, der in Banken meist zu kurz kommt.

Unterschiede in der Kommunikation zwischen Bank und Beratung

Kommunikation ist in beiden Welten essenziell, aber die Art und Weise unterscheidet sich deutlich.

Kommunikation in Finanzinstituten:

  • Die Kommunikation in Banken ist oft „formell“ und durch regulatorische Anforderungen geprägt.
  • Entscheidungen sind in der Bank über verschiedene Hierarchieebenen hinweg azusichern und zu dokumentieren.
  • Die Kommunikationsinhalte sind i. d. R.  stark auf Risikoaspekte und Compliance gerichtet.

Kommunikation in Beratungen:

  • In Beratungen verläuft die Kommunikation „direkter“, ergebnisorientierter und (dennoch) in Iterationen (Agilität!).
  • Die Erwartungshaltung an die Kommunikation ist „effizient, schnell und faktenbasiert“.
  • Der Kommunikationsfokus liegt auf der Vermittlung von Change-Ansätzen und dem angestrebten Impact.

Einem erfolgreichen Berater ist bewusst, dass der Schlüssel zum Erfolg nicht nur in der fachlichen Expertise liegt, sondern auch in der Fähigkeit, die Veränderungen kommunikativ zu begleiten.

Erwartungen im Management – Banken vs. Beratung

Ein zentraler Unterschied zwischen einer Führungsrolle in der Bank und der Arbeit als Berater ist die Erwartungshaltung des Managements.

Management in Finanzinstituten:

  • Zielsetzung: Kostenreduktion, Risikominimierung.
  • Erwartung an Lösungen: Langfristig implementierbar, stabil.
  • Rollenverständnis: Operative Verantwortung für Prozesse & Teams.
  • Umsetzungsfokus: Interne Steuerung, stark reguliert.

Management in Beratungen:

  • Zielsetzung: Wertschöpfung, Umsatzsteigerung.
  • Erwartung an Lösungen: Schnelle Impulse, oft MVP-Ansätze.
  • Rollenverständnis: Projektbezogene Verantwortung, keine direkte Umsetzung.
  • Umsetzungsfokus: Agiles Arbeiten, schnelle Pilotierung.

Während in der Bank eine eher konservative Steuerung dominiert, erfordert die Beratung ein unternehmerisches, ergebnisgetriebenes Denken.

Fazit: Die Beratung als Chance für neues Denken

Der Wechsel von der Bank in die Beratung bedeutet mehr als nur einen Jobwechsel – es ist ein umfassender Rollenwechsel. Der Sprung auf die Beratungsseite gelingt, falls die Lücke zwischen den eigenen Vorurteilen und der operativen Realität geschlossen werden kann.

Mein Learning: Erfolgreiche Beratung bedeutet nicht, Wissen zu präsentieren, sondern nachhaltige Veränderungen zu erzeugen. Daher ist es essenziell, nicht nur Konzepte zu entwickeln, sondern diese gemeinsam mit dem Kunden in die Praxis zu überführen. Wer diesen Perspektivenwechsel meistert, wird nicht nur als Berater, sondern als echter Veränderungstreiber akzeptiert.

Autor: Eric Franc (Manager)

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