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WHITE PAPER: BUSINESS TRANSFORMATION IN DER VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT

Veröffentlicht am: 10. Juli 2023

Der Transformationsdruck in der Versicherungsbranche nimmt weiterhin zu. Es besteht daher ein breiter Konsens: Versicherungen müssen ihr Geschäftsmodell fortlaufend und tiefgreifend modernisieren, um Marktanteile verteidigen zu können.

Auch wenn sie dies tun, bewegen sich Unternehmen noch immer in einem weitestgehend gesättigten Markt. Neue Wachstumsfelder finden sich zumeist jenseits der tradierten Versicherungslösungen. In der vorliegenden Publikation wird daher untersucht, weshalb sowie auf welche Art und Weise Unternehmen der Versicherungsbranche Innovationen und dabei insbesondere Geschäftsmodellinnovationen angehen. Gewählt wurde ein zweistufiger empirischer Ansatz.

In der ersten Stufe konnten mittels Desk Research insgesamt n = 94 Fälle im deutsch-sprachigen Raum identifiziert und anhand zahlreicher Bewertungskriterien kategorisiert werden. Ausgeschlossen wurden dabei reine Kooperationen ohne strategische Investitionen und konzernunabhängige Start-ups. Anschließend wurden in einem zweiten Schritt zur Vertiefung der Erkenntnisse 9 qualitative Interviews mit Expert:innen aus der Assekuranz durchgeführt. Insgesamt zeigte sich, dass eine Reihe von Versicherungen aktiv die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle vorantreibt. Das Vorgehen hierbei ist zumeist inkrementeller Natur, d. h. es wird auf bestehenden Technologien, Produkten oder Prozessen aufgebaut. Vorgehensweisen sind häufig eng mit den strategischen Zielen und Kernkompetenzen des Versicherungsunternehmens verknüpft. Radikale und disruptive Ansätze sind hingegen sehr selten. Dies kommt nicht von ungefähr, denn viele Ansätze sind in erster Linie zur Modernisierung und Verteidigung des bisherigen Geschäftsmodells angelegt. Hierbei ist der Faktor Effizienz ausschlaggebend. Es ist daher auch wenig überraschend, dass von den betrachteten Fällen im Untersuchungsumfang ganze 49 % (40 % Prozessinnovationen, 9 % Produktinnovationen) die Kriterien für eine Geschäftsmodellinnovation nach Gassmann et al. 2020 nicht erfüllten, obgleich für die Analyse und Bewertung eine sehr moderate Auslegung angelegt wurde. In vielen Fällen beteiligen sich Versicherungen als Anteilseigener, sobald ein Modell als vielversprechend für die eigenen Ziele bewertet wird. Ein Investment erfolgt häufig in Aktivitätenmit Wertversprechen rund um den Kern der bisherigen Versicherungs-Geschäftsmodelle:

In immerhin über 75 % der Geschäftsmodellinnovationen sind Ökosystemansätze erkennbar. Hier werden für Kund:innen komplementäre Wertangebote zum Versicherungskern geschaffen. Interessant ist in diesem Kontext die Möglichkeit, vorhandene Datengrundlagen besser nutzbar zu machen und mehrere Lösungsansätze zu kombinieren, sodass in Summe wirkliche Geschäftsmodellinnovationen entstehen. Die qualitativen Expert:inneninterviews zeigen, dass bei einigen Versicherungen mittlerweile sehr fortgeschrittene organisationale Fähigkeiten zur Entwicklung von Geschäftsmodellinnovationen etabliert sind. Innovationsaktivitäten und Innovationen erfolgen hier mit klarer strategischer Stoßrichtung sowie innerhalb etablierter und erprobter Strukturen. Gleichwohl zeigen sich auch deutliche Unterschiede hinsichtlich Stoßrichtung, Fokus, Vorgehen und Reifegrad. Besonders deutlich werden die Unterschiede bei der Unternehmenskultur und den jeweiligen Initiativen zu deren Weiterentwicklung.

AUTOR:INNEN: Anna Kessler (InsurLab Germany), Dr. Philipp Johannes Nolte (InsurLab Germany), Roderich Lichter (crossconsulting), Johnny Böhl (crossconsulting), Prof. Dr. Alexander Braun (Universität St. Gallen)

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